Abschluss in Zeiten von Corona
„In Zeiten von Corona“ – Der wohl meist gesprochene Satz auf der diesjährigen Verabschiedung der Abschlussklassen spricht für sich. Besondere Umstände sind wir ja nun bereits seit Mitte März gewohnt. Doch: Wie feiert man eigentlich die Schulentlassung … „in Zeiten von Corona“?
Dass es überhaupt möglich war, ist der günstigen Entwicklung des Infektionsgeschehens zu verdanken. Und den mittlerweile geübten Akteuren: Lehrkräften, die Improvisationstalent als Kernkompetenz entwickelt haben; Schülern, die sich an Distanzregeln gehalten haben; und nicht zuletzt Eltern, die zuhause geblieben sind, obwohl es ein so wichtiger Tag im Leben der eigenen Kinder ist. Respekt dafür.
Feiern mit Abstand fühlt sich einfach komisch an. Das beginnt schon mit der distanzierten Sitzordnung. Gleichwohl reicht dadurch der Platz in der Aula gerade so für zwei Abschlussklassen, so dass – inklusive der Ehrung der Besten – gleich drei Durchgänge nötig waren. Zwischendurch wurden die Stühle und das Rednerpult desinfiziert.
Die Zeugnisübergabe war dann von Herzen, aber ebenfalls sehr nüchtern: Kein Handschlag, keine Umarmung – so mancher hätte das gern getan, wie an der Körpersprache erkennbar war. Schade. Dennoch: Lehrkräfte und Schüler waren zeitweise zu Tränen gerührt und würdigten sich in angemessener Form gegenseitig mit lieben Worten und Dank.
Nichts desto trotz verlief(en) die Veranstaltung(en) mit großer Wertschätzung und Würdigung der gezeigten Leistungen. Selbst der Herr Bürgermeister Stark hatte sich den gesamten Vormittag Zeit genommen, was nicht selbstverständlich ist „in Zeiten von Corona“. Dass er mal wieder „einen ganzen Vormittag in der Schule“ ist, hat er auch „lange nicht erlebt“, sprach er. Er gratulierte anfangs den Schülern zum Bestehen der mittleren Reife – alle Schüler haben diesen Abschluss erreicht. Dann, im zweiten Durchgang, auch den Schülern zum Qualifizierenden Schulabschluss, den immerhin 80% erreicht haben.
Nach kurzer Pause stand dann noch die Würdigung der sechs Jahrgangsbesten auf dem Programm, das i-Tüpfelchen auf einer feierlichen Veranstaltung. Dieser Programmpunkt, der sonst im Landratsamt stattgefunden hätte, „in Zeiten von Corona“ aber vor Ort durchgeführt wurde, bekam durch die Teilnahme der Eltern der sechs Schüler und durch musikalische Beiträge an Klavier und Violine einen besonderen Rahmen. Neben Glückwünschen von der Schulleitung Frau Guerin, Herrn Bürgermeister Stark, der Schulamtsdirektorin Frau Binder und Frau Tarnikas vom Elternbeirat gab es noch digitale Grußworte in Form einer Videobotschaft von Herrn Landrat Niedergesäß und Herrn Kreishandwerksmeister Schwaiger. „In Zeiten von Corona“ ist Digitalisierung ein Segen. Die Überreichung der Anerkennungs-Urkunde war dann für die Schüler sicherlich das Highlight ihrer erfolgreichen Schulzeit.
Was bleibt?
Schulentlassung „in Zeiten von Corona“ ist möglich, wenn auch anders. Ich freue mich auf herzliche Umarmungen, Tränen und viele gute persönliche Wünsche – hoffentlich im kommenden Schuljahr – ganz ohne Distanz.
Thorsten Gürntke